Wirtschaftsspiegel Thüringen - Ausgabe 4/2020

30 Jahre Marktwirtschaft 7 Foto: privat bekam schnell gespiegelt, wie wichtig unabhängige Informationen für Unter- nehmerinnen und Unternehmer sind. Mich fasziniert bis heute wie wir He- rausforderung und Lösung, Angebot und Nachfrage, aber am Ende des Tages im- mer wieder Menschen zusammenbrin- gen. So entstehen erfolgreiche Ko- operationen, Lösungen für die Zukunft. Es macht mir Spaß, Themen interdiszip- linär zu verbinden. Und das ohne Mei- nung, aber mit Haltung. Was ist für Sie der Unterschied zwi- schen Meinung und Haltung? Meinung, Haltung und ich ergänze: Ahnung! Wir haben uns dem deutschen Pressekodex verschrieben, dazu eigene Werte formuliert, Regeln fixiert. Die per- sönliche Meinung eines jeden Mitar- beitenden ist unantastbar – hat aber in unseren Texten nichts verloren. Vicco von Bülow hat einmal gesagt: „Der Jour- nalist hat zwischen den Stühlen zu sit- zen, der Zuhörer entscheidet“– das trifft´s! Das ist die Haltung. Neutralität, Unabhängigkeit und Aufzeigen von Fakten: Wir geben den Experten Raum für belast- bare Aussagen, bilden aber auch Gegensätzliches in Form von „Pro & Contra“ ab. Dazu muss man aber Ahnung vom Gegenstand und seiner Bedeutung ha- ben. Es gibt eine bedauerliche Tendenz in der Gesellschaft, die kann man mit vier Worten zusam- menfassen: Viel Meinung, wenig Ahnung. Da wir uns nicht unmittelbar an einer Schlagzeile ab- arbeiten müssen, können wir Wissen transportieren. Etwa ein Drittel jedes WIRTSCHAFTSSPIEGEL besteht aus Informationen über Innovationen und aus Wissenschaft und Forschung. 2013 wurden Sie Prokuristin des Fachverlags Thü- ringen, dieser Tage werden Sie auch Gesellschaf- terin und Herausgeberin für WIRTSCHAFTSSPIE- GEL und WiYou. Was bedeutet das für Sie persön- lich? Neben der gesellschaftsrechtlichen steigt natürlich auch die persönliche Verantwortung–worauf ich mich freue und gut vorbereitet bin. Natürlich war es zu- nächst der berühmte Perspektivenwechsel: vom Mitar- beiter zum Gestalter. Das war, das ist ein Prozess und der geht nicht von allein: Die Titel sind so stark wie das Team. Und – darf ich ein bisschen überziehen?! – ich arbeite für das beste Team der Welt. Herr Meier, wie war es für Sie, jemanden im Haus zu haben, der Ihr Erbe antritt? Jürgen Meier: Sehr gut! Es war richtig, dass wir uns recht früh – vor etwa fünf Jahren – verständigt haben, dass Frau Keith den Verlag übernehmen wird. So ist es für niemanden ein Sprung ins kalte Wasser. Ich wusste schon damals, dass sie es kann. Sie ist ein kluger Kopf, sehr engagiert, hat die Begabung, Mitarbeiter zu be- geistern, zu führen und vor allem hat sie ein Ziel. Zudem habe ich frühzeitig Verantwortung an meine Mitarbeiter abgegeben. Meine Erfahrung ist, dass Menschen nur lernen, wenn sie Dinge selbst machen können. Dazu muss man Vertrauen schenken und eine gesunde Fehlerkultur akzeptieren. Außerdem lebt man dann gesünder. Die Rolle des Chefs ist ja nicht nur Druck, die macht auch Spaß. Was hat Ihnen als Chef am meisten Spaß gemacht? Viel! Das Beste war das Gestalten. Das Gestalten mit fähigen, begeisterten Mitarbeitern. Wenn wir eine ge- meinsame Idee hatten, die dann ein gutes Ergebnis brachte – das war stark. Welche Aufgabe hat der WIRT- SCHAFTSSPIEGEL in Zeiten von Kar- rierenetzwerken, sozialen Netzwerken und anderen digitalen Austauschmög- lichkeiten, Frau Keith? Wir schaffen Content. Die Kanäle, über die wir heute aussteuern, können mor- gen andere sein. Wir bringen echte In- formationen zu unseren Leserinnen und Lesern. Haben Sie eine Vision für die nächsten fünf Jahre? (lacht) Ich habe derzeit vier verschiede- ne Szenarien an meinen Whiteboards. Ich bin gern vorbereitet. Können Sie genauer werden? Den WIRTSCHAFTSSPIEGEL als Marke in die nächste Unternehmergeneration zu tragen, ist aktuelle Aufgabe. Was WiYou.de betrifft, passiert gerade etwas Wunderbares: Die Partner in den Per- sonalabteilungen, die WiYou.de für ihr Ausbildungsmarketing nutzen, kennen das Magazin von ihrer Berufsorien- tierung aus der Schule. Das macht un- glaublich stolz, zeigt aber auch, welche Verantwortung wir haben und dass wir keine Greenhorns mehr sind. Für beide Titel gilt: Wir wollen in Thü- ringen in unserem Segment die Num- mer eins bleiben und diese Rolle aus- bauen. Herr Meier, was wünschen Sie sich für die Zukunft des Verlages? Jürgen Meier: Erfolg – das ist natürlich klar. Ein gutes Gefühl für die richtigen Themen. Und ich wünsche mir, dass das Team die Titel und den Verlag weiter- entwickeln kann. Die Chancen sind da, aber wir brauchen noch ein paar gute Mitstreiter, die das Team ergänzen. Und Sie Frau Keith, was wünschen Sie sich für Herrn Meier? Juliane Keith: Gesundheit. Zeit. Zeit für Gespräche, auch mit uns. Und Zeit mit seinem Sonnenschein, der kleinen En- keltochter. Interview: Paul-Philipp Braun

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